Weihnachten ist für mich eine der schönsten Zeiten im Jahr. Eine Zeit voller Lichter, Geschichten, Traditionen und Kindheitserinnerungen. Besonders fasziniert mich, wie unterschiedlich dieses Fest auf der ganzen Welt gefeiert wird. Immer wieder entdecke ich dabei Bräuche, die mich überraschen. Einer dieser Bräuche, der mich besonders beeindruckt hat, ist das „Ligligan Parul“, das berühmte Lichterfest aus San Fernando auf den Philippinen.
Dort beginnt die Weihnachtszeit schon erstaunlich früh, oft bereits im September. Mitten in diesen langen Feierlichkeiten findet ein Lichtspektakel statt, das mit seiner Farbenpracht und Kreativität kaum zu übertreffen ist: das Riesenlaternenfest. Die gigantischen, kunstvoll gestalteten Laternen, die dort erstrahlen, sind etwas, das ich hier in Deutschland noch nie gesehen habe. In ihrer Größe und Leuchtkraft senden sie ihre Botschaft weit über die Grenzen der Philippinen hinaus.
Das ist das Türchen 5 von meinem Blog Adventskalender 2024.
In diesem Artikel erfährst du mehr über die Hintergründe des Riesenlaternenfests auf den Philippinen und die Tradition der bunten Leuchtsterne.
Ursprung des Lichterfests
Das Lichterfest auf den Philippinen, insbesondere das berühmte Riesenlaternenfest (Ligligan Parul) in San Fernando, ist mehr als nur ein leuchtendes Spektakel.
Es hat seinen Ursprung in einer jahrhundertealten Tradition: Früher stellten die Einheimischen kleine Laternen aus Bambus und buntem Papier her, die sie Parols nannten.
Der Begriff „Parol“ stammt aus dem Spanischen („Farol“ bedeutet „Laterne“) und geht auf die spanische Kolonialzeit zurück.
Anfangs waren diese Laternen schlicht und rechteckig, meist aus weißem Papier gefertigt. Ab den 1830er-Jahren begannen sie dann, bunter und vielfältiger in ihren Formen zu werden. Im 20. Jahrhundert, während der amerikanischen Kolonialzeit, setzte sich die Form eines fünfzackigen Sterns durch. Diese Sternform wird bis heute, oft mit modernen Abwandlungen, verwendet.
Während die Laternen früher mit Kerzen, Öllampen oder Karbidlampen beleuchtet wurden, nutzen heutige Parols natürlich elektrische Beleuchtung und das nicht zu knapp :-). Auch die Materialien haben sich verändert: Bambus wurde durch Metall, Plastik oder Capiz-Muscheln ersetzt, wodurch die Laternen stabiler und langlebiger wurden.
Der Wandel des traditionellen Laternenbastelns zu einem großangelegten Wettbewerb begann in den 1930er-Jahren. Damals entstanden erste Laternen mit mechanischen Teilen, die durch einfache Handkurbeln bewegt wurden.
Heute sind die Laternen technologische Meisterwerke, die mit LED-Lichtern, motorisierten Designs und synchronisierter Musik ein beeindruckendes Schauspiel bieten. Ich überlege ernsthaft, ob man eventuell eine Sonnenbrille bräuchte, wenn man in diese leuchtende Lichterflut blickt, denn jede Laterne kann bis zu sechs Meter groß sein :-). Sie bestehen heutzutage aus Materialien wie Acryl, Kunststoff und Metallrahmen, die mit bunten, lichtdurchlässigen Folien verziert sind.
Der Wettbewerb im Rahmen des Riesenlichterfests
San Fernando gilt inzwischen als die „Weihnachtshauptstadt der Philippinen“ und zieht jedes Jahr Tausende Besucher aus aller Welt an.
Jedes Jahr im Dezember wird dort das berühmte Riesenlaternenfest ausgerichtet, bei dem diese gigantischen Laternen in einem Wettbewerb präsentiert werden. Sie sind zum Wahrzeichen des berühmten Lichterfests geworden und stehen für die kreative und festliche Tradition der Region. Viele Hände arbeiten über Monate an den Vorbereitungen, planen das Design, die technische Umsetzung und schließlich die Produktion.
Der Wettbewerb des Riesenlaternenfests in San Fernando ist nicht nur ein festlicher Höhepunkt, sondern auch ein spannender Wettkampf. Die teilnehmenden Teams gehören zu verschiedenen Stadtteilen (barangays) von San Fernando und treten gegeneinander an. Jede Gemeinschaft arbeitet monatelang an ihrer Laterne, oft unter der Leitung eines erfahrenen Laternenbauers.
Die Laternen werden auf einer großen Bühne oder in einem festlichen Bereich der Stadt präsentiert. Jede Laterne wird nacheinander eingeschaltet und zeigt eine spektakuläre Lichtshow, die auf die Musik abgestimmt ist. Eine Jury aus Künstlern, Ingenieuren und kulturellen Persönlichkeiten bewertet die Laternen, und die Zuschauer tragen ebenfalls bei, indem sie ihre Favoriten lautstark unterstützen. Manchmal gibt es auch einen Publikumspreis.
Der Hauptpreis ist oft eine beträchtliche Geldsumme, die der siegreiche Stadtteil für zukünftige Projekte oder Gemeindeaktivitäten nutzen kann. Der Wettbewerb geht über den reinen Wettbewerbsgedanken hinaus. Er ist ein Ausdruck von Gemeinschaft und Teamarbeit, da jede Laterne das Ergebnis der kollektiven Anstrengungen vieler Menschen ist, von den Handwerkern bis zu den Elektrikern und Musikern.
Symbolik der Laternen
Es gibt zwar keine spezifische Legende, die direkt mit dem philippinischen Riesenlaternenfest in Verbindung gebracht wird, doch die traditionellen Parols, auf denen das Fest basiert, sind tief in der Symbolik des Sterns von Bethlehem verwurzelt. Etwa 90 Prozent der philippinischen Bevölkerung sind Christen.
Nach christlicher Überlieferung führte der Stern von Bethlehem die Heiligen Drei Könige zur Krippe von Jesus. Auf den Philippinen erzählt man sich, dass die Laternen ursprünglich geschaffen wurden, um in der Dunkelheit den Weg zur Simbang Gabi, der traditionellen nächtlichen Weihnachtsmesse, finden zu können. Die leuchtenden Laternen sollten dabei nicht nur den Weg weisen, sondern auch ein Zeichen der Hoffnung und des göttlichen Lichts sein, das die Menschen durch schwierige Zeiten führte.
Diese besonders schöne Geschichte habe ich dazu auch noch gefunden:
Eine verbreitete Erzählung unter philippinischen Familien besagt, dass der Stern von Bethlehem einst seine Strahlen verlor, als er von den Sorgen der Welt beschwert wurde. Die Menschen fertigten daraufhin kleine Laternen, um die Dunkelheit zu vertreiben und dem Stern zu helfen, wieder zu leuchten. Dieser Akt der Solidarität und des Glaubens gilt als Ursprung der leuchtenden Parols, die noch heute beim Lichterfest in San Fernando in ihrer beeindruckenden Pracht erstrahlen.
Kreativer Impuls „Lichterkreise“
An dieser Stelle ist eine Kreativ-Challenge verknüpft, die ich im Rahmen der Farbkreisreise „Bunt“ vom Dezember bei Instagram durchführe.
Alle Informationen dazu findest du hier unter diesem Menüpunkt, dem Post bei Instagram und im Newsletter zur Farbkreisreise.
Ein Fest, das die Dunkelheit erhellt
An dieser philippinischen Tradition des Riesenlichterfests gefällt mir besonders der Gemeinschaftsgedanke, bei dem ganze Stadtteile zusammenarbeiten. Es wird geplant, abgestimmt, jeder unterstützt mit seinem Fachwissen, um im Dezember einen Preis für den Stadtteil zu gewinnen, der dann gemeinnützig eingesetzt wird. Das diesjährige Fest findet von Samstag, 14. Dezember 2024 – Mittwoch, 1. Januar 2025 statt.
Wenn du nähere Informationen möchtest oder ein Video dieser gigantischen Parols sehen möchtest, findest du sie hier:
Ein Video zu den Hintergründen des Fests und Informationen zum Bau, der Technik der Riesenparols findest du hier: Giant Lantern Festival returns to the Philippines' 'Christmas Capital'
Einen tollen Blogartikel von dem Travel Blogger Lakbay Pinas zum Ablauf des Festes findest du: Ultimate Guide to Giant Lantern Festival 2024
Ich wünsche dir viel Spaß mit diesem Artikel zu einer ganz anderen Art von Weihnachtstradition. Falls dir dieses Türchen gefallen hat, freue ich mich sehr über einen Austausch mit dir in den Kommentaren.
Dies war ein Blogbeitrag im Rahmen des Blog-Adventskalenders 2024.
24 magische Tage voller inspirierender Geschichten, kreativer Ideen und festlicher Stimmung.
so wunderschön bunt ... bin schon auf deine Kreativ-Challenge gespannt :-) Lieben Dank, dass ich heute wieder etwas neues dazulernen durfte Herzliche Grüße
Umani
Ach wie doof, bis dahin schaffe ich es nicht mehr auf die Phillippinen! Danke, liebe Susanne, dieses Fest kannte ich noch nicht. Ich setze es mal auf meine Löffelliste.
Leuchtende Grüße
Steffi