12 von 12 - Juni 2025
- Susanne Heinen
- 14. Juni
- 7 Min. Lesezeit
Hier kommt mein Beitrag zu #12von12 im Juni, einer Bloggertradition, die von @draussennurkaennchen fortgeführt wird. Nähere Informationen zu der Aktion findest du ganz unten im Beitrag.
Dieses 12 von 12 kommt direkt aus Prag, wo ich eine kurze Städtereise verbracht habe. Die Tage waren lang und so voller Eindrücke, dass mir auch die Auswahl für den 12. Juni sehr schwerfiel. Die Stadt hat mich „in ihren Bann gezogen“, sozusagen :-), und ich komme definitiv bald wieder, um all das zu erkunden, wo mir beim jetzigen Besuch die Zeit gefehlt hat. Für mich ist Prag wirklich eine "goldene Stadt". Um in diesem knappen 12 von 12-Format dieses Mal dennoch ein bisschen mehr Einblick zu geben, habe ich manchmal ausnahmsweise ein kleines Bild im Hauptbild ergänzt oder darunter noch eine kleine Galerie zugefügt :-).
Viel Spaß mit meinem Tag in Bildern vom Donnerstag, den 12.06.2025.


Jedes Jahr gestalte ich speziell jeden Monat für 12 von 12 ein anderes Projekt in der Monatsfarbe der Farbkreisreise.
In diesem Jahr möchte ich jeden Monat „Gedankenstreifen zur Monatsfarbe“ erstellen. Auf dem Bild ist meine lose Sammlung zu sehen, mit Zitaten, Papieren und Bildern.
Die Collage entsteht immer erst im Laufe des Monats, im Bild siehst du nur die Vorbereitung. Ich nutze diese Blätter vermutlich als Deckblatt in meinem Journal, in dem ich alle Arbeiten zum Farbjahr pro Monat sammle.
Mehr Informationen zur Farbkreisreise findest du in meinem Blogbeitrag Farbkreisreise 2025: Die Farbe Grün im Juni.

Voller Tatendrang auf dem Altstädter Ring. Hinter mir das Jan-Hus-Denkmal, das an den Theologen und Kirchenreformer Jan Hus erinnern soll, der sehr früh im Mittelalter Kritik an den Missständen in der Kirche übte. 1415 wurde Jan Hus beim Konzil von Konstanz als Ketzer verbrannt. Heute gilt er in Tschechien als Nationalheld und Vorkämpfer für Glaubens- und Gewissensfreiheit.

Ein kurzer Stopp an der astronomischen Uhr am Altstädter Rathaus. Der älteste Teil (das astronomische Zifferblatt) stammt von 1410 und zeigt Sonnenstand, Mondphasen und Tierkreiszeichen. Das Figurenspiel mit dem Tod, den Aposteln und dem goldenen Hahn kam Ende des 15. Jahrhunderts dazu.
Zur vollen Stunde hebt das kleine Skelett (rechts oben) die Sanduhr, zieht an der Glockenschnur, dann öffnen sich die kleinen Fenster über der Uhr, die Apostel schreiten vorbei, und zum Schluss kräht der goldene Hahn. Einfach wunderschön anzusehen und kaum vorstellbar, dass das vor Jahrhunderten erschaffen wurde.

Über die Karlsbrücke geht es weiter Richtung Prager Burg. Die Brücke ist 516 Meter lang und wird von 30 Heiligenfiguren gesäumt. Meine Lieblingsstatue ist der Heilige Nepomuk, die älteste Statue auf der Brücke, errichtet 1683. Mit Sternenkranz und Kreuz, den Blick über die Moldau gerichtet. Der Legende nach wurde er 1393 von dieser Brücke gestoßen, weil er das Beichtgeheimnis nicht brechen wollte. Es soll Glück bringen, den Sockel zu berühren.

Vor dem Kafka-Museum steht „Piss“, eine provokante Bronzeinstallation des tschechischen Künstlers David Černý (*1967). Zwei Männer urinieren in ein Becken in Form von Tschechien. Die Skulptur wurde 2004 aufgestellt, im Jahr des EU-Beitritts Tschechiens, und sorgte für große Kontroversen.
Das Kafka-Museum selbst ist klein, aber voller faszinierender Einblicke in Kafkas Leben und Werk. Mit handschriftlichen Texten, Erstausgaben und einem alten originalen Schwarz-Weiß-Film auf Leinwand, der die Atmosphäre Prags zu Kafkas Lebzeiten (1883 – 1924) lebendig werden lässt. Die Ausstellung befindet sich im Dachboden des Gebäudes, das du im Bild siehst. Sie ist über eine Treppe zu erreichen und du kommst in eine komplette Schwärze. Alles ist verdunkelt und nur durch Lichtquellen partiell beleuchtet. Diese Inszenierung soll das Gefühl von Enge und Beklemmung erlebbar machen, das auch viele von Kafkas Texten durchzieht. Als eine Schulklasse kam, wurde es dort so eng, dass ich die Ausstellung im Schnelldurchlauf beendete.
Hier noch drei weitere Werke des Künstlers David Černý, die mir heute in Prag begegnet sind. Seine skurrilen Skulpturen finden sich über die ganze Stadt verteilt, und bei meinem nächsten Besuch möchte ich auf jeden Fall noch mehr davon entdecken.
METALmorphosis - Der rotierende Franz-Kafka-Kopf – „Hanging Man“ zeigt Sigmund Freud – Spitfire-Schmetterlinge
Zu Fuß geht es weiter die vielen Stufen hinauf zur Prager Burg. Es sind etwa 287 Stufen, die hinauf zum Burghügel führen. Die Prager Burg ist eine der weltweit größten Burganlagen und ein historisches Zentrum, das über Jahrhunderte Sitz tschechischer Herrscher war. Außerdem beherbergt die Burg prächtige Bauwerke wie den Veitsdom, den Königspalast und die St.-Georgs-Basilika. Alle drei konnte ich besichtigen.
Auf dem Gelände findest du das berühmte „Goldene Gässchen“, eine malerische kleine Straße mit winzigen bunten Häuschen, in denen früher Burgwachen, Handwerker, Künstler und der Legende nach sogar Alchemisten wohnten.

In den einzelnen Häuschen (gebaut im 16. Jahrhundert) bekommt man einen kleinen Einblick in das Leben in der „Goldenen Gasse“ durch verschiedene Epochen. Ich habe eine kleine Auswahl aus meinen Fotos getroffen: ein Schlafzimmer vor dem 2. Weltkrieg, eine mittelalterliche Kerzenwerkstatt, ein Alchemistenlabor und auch das Haus, in dem der junge Filmemacher Jiří Weiss heimlich Filmmaterial versteckte.
Darunter waren Dokumentationen und Aufnahmen, die von den Nazis als „staatsfeindlich“ eingestuft wurden. Später floh Weiss nach London und wurde zu einer wichtigen Stimme des tschechischen Nachkriegskinos.
Über dem Gässchen verläuft ein begehbarer Wehrgang entlang der Außenmauer. Er bietet nicht nur schöne Ausblicke auf die Stadt, sondern beherbergt auch eine Ausstellung historischer Rüstungen, Waffen und Folterinstrumente aus dem Mittelalter.
Es stecken so viele Geschichten im „Goldenen Gässchen“, von Schriftstellern, Wahrsagerinnen und Burgschützen, dass ich sie hier gar nicht alle ausführen kann. Nur so viel: Franz Kafka schrieb hier 1916/17, im Häuschen Nr. 22, an seiner Sammlung „Der Landarzt“, und auch der spätere Literaturnobelpreisträger Jaroslav Seifert lebte zeitweise in dieser kleinen Gasse. Heute befindet sich in dem winzigen Haus ein Buchladen mit einer feinen Auswahl an Kafkas Werken in vielen Sprachen und viele Souvenirs vom Lesezeichen bis zum Notizbuch.

Ich habe mir dort ein Märchenbuch gekauft und mir zur Erinnerung einen Stempel vom „Goldenen Gässchen“ hineindrucken lassen :-).
Auch Gustav Meyrink ließ sich vom Gässchen inspirieren: Sein Roman „Der Golem“ von 1915 spielt hier, obwohl Meyrink selbst wohl nicht hier lebte.

Am Ende des Gässchens befindet sich über eine Treppe ein Durchgang zum Hungerturm „Dalibor“, benannt nach seinem ersten Gefangenen, Dalibor von Kozojedy.
Wirklich schrecklich anzusehen, wie grausam zu Zeiten des Mittelalters gefoltert und gemordet wurde. Zu der traurigen Steinskulptur vor dem Turm habe ich keine Angaben gefunden, aber vom Ausdruck und Gefühl drückt sie das aus, was man dann im Hungerturm vorfindet.

Der Veitsdom hat mich in seiner Größe und Pracht sehr beeindruckt. Die unfassbare Höhe und Länge, die Kleinteiligkeit der Reliefs, die Kapellennischen, die wunderschönen Glasfenster, man weiß gar nicht, wo man zuerst hinsehen soll. Jede Säule, jede Kapelle scheint eine eigene Geschichte zu erzählen. Besonders das farbige Fenster von Alfons Mucha, das Szenen aus der slawischen Legende zeigt, zieht viele Blicke auf sich. Leider ist mein Bild davon zu unscharf gewesen und du siehst hier eines der anderen Fenster (es sind ca. 20 große Buntglasfenster zu sehen).
Der Bau des Veitsdoms begann bereits 1344 und zog sich über Jahrhunderte hin, immer wieder unterbrochen, weitergeführt, verändert. Erst 1929 wurde er offiziell vollendet. Diese lange Entstehungsgeschichte spürt man in der Mischung aus Gotik, Barock und Neogotik.
Nach der Besichtigung von einem kleinen Teil des Königspalasts und der St.-Georgs-Basilika ging es alle Stufen zurück nach unten direkt in eine U-Bahn-Station, mit dem Ziel, das Alfons Mucha-Museum zu besuchen.

Kleine Bilder: Weg in die Ausstellung, Plakat „Zodiac“ und „Slawisches Epos Nr. 3“
Schon alleine der Ausstellungsort des Mucha-Museums ist wunderschön: der barocke Savarin-Palast mit opulenten Fresken und Wandgemälden. Alfons Mucha und seine wunderschönen Jugendstil-Plakate waren mir schon lange ein Begriff. Was ich nicht so genau verfolgt hatte, war sein jahrelanges Schaffen als Maler riesengroßer Wandgemälde, dem „Slawischen Epos“.
Ich war sehr beeindruckt von der Größe und auch von der Art seines Vorgehens, denn er stellte die Szenen mit realen Personen fast wie ein Theaterstück nach, skizzierte Bildausschnitte und überführte sie dann in monumentale Gemälde. Das „Slawische Epos“ besteht aus 20 großformatigen Bildern und war Muchas Herzensprojekt von 1912 bis 1926. Eine bildgewaltige Hommage an die Geschichte und Kultur der slawischen Völker. Das Bild, das man als kleines Bild oben rechts sieht, hat eine Größe von 610 × 810 cm.
Im großen Bild oben siehst du zwei meiner Lieblingsmotive aus der vierteiligen Serie „Mond und Sterne“ (La Lune et les Étoiles).

Mit letzter Kraft noch ein Blick ins Café Louvre, ein traditionsreiches Kaffeehaus seit 1902, in dem schon Kafka und Einstein ihren Kaffee tranken. Innen konnte ich leider nicht fotografieren, aber das Interieur ist so stilvoll, sehr elegant und ganz im Geist der alten Wiener Kaffeehauskultur.

Zum Abschluss ein frisch gebackenes Trdelník, außen knusprig, innen fluffig. Links ein Pistazientraum, rechts meine Wahl: Schokocreme, Sahne und Schokosauce. Riesig. Vielleicht ein bisschen überdimensioniert, aber man wächst ja mit den Aufgaben. Ich habe es (fast) geschafft.

Gute Nacht mit einem letzten Blick auf die St.-Prokopius-Kirche, ganz nah bei unserem Appartement. Es war ein voller und aufregender Tag, morgen geht es weiter :-).
Und dann war da noch …
Immer mit dabei, Merlin. Unermüdlich, überall und ohne Murren:-), wenn er mal draußen mit einem von uns warten musste, weil Hunde nicht immer erlaubt sind:

Hier noch ein Blick auf meine Reiselektüre, wirklich schon alt, zwei der Bücher tragen noch einen Preisaufkleber in DM (Deutsche Mark).
So lange wollte ich schon nach Prag reisen, und nun hat es endlich geklappt. Ich freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit dieser besonderen Stadt.

Die Reihe „12 von 12“ ist ein tolles Format, um einfach ohne viel Text einen kleinen Einblick in den Tag zu geben.
Unter #12von12 wird bei Instagram immer am 12. jeden Monats der Tag in Bildern dokumentiert. Die Aktion wird von @draussennurkaennchen begleitet und man kann zudem auf ihrer Seite auch den Link zu seinem 12von12-Artikel hinterlassen. Schau doch mal vorbei und vielleicht bist du beim nächsten Mal im Juli auch mit dabei?
*wenn in meiner Tagesübersicht #12von12 Logos, Markennamen, Namen, Bücher, Filme etc. zu sehen sind, dann handelt es sich immer um unbezahlte Werbung oder um Eigenbesitz, also selbst gekauft und bezahlt.
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