Der Barbarazweig, ein zarter Zweig, der mitten im Winter zum Leben erwacht. Kaum ein Brauch verbindet so schön die Magie der Adventszeit mit der Hoffnung auf neues Leben. Am 4. Dezember gehen viele Menschen hauptsächlich in Deutschland, Österreich und der Schweiz hinaus in ihre Gärten, um einen Zweig von Obstbäumen wie Kirsch, Apfel oder Pflaume zu schneiden.
Dieser sogenannte Barbarazweig ist weit mehr als ein Vorbote des Frühlings, denn er trägt eine tiefe Symbolik und eine jahrhundertealte Geschichte in sich. Doch warum wird der Zweig gerade an diesem Tag geschnitten? Und was macht diesen schlichten Zweig zu einem Symbol, das uns durch die dunklen Tage begleitet und Hoffnung bringen soll?
Das ist das Türchen 4 von meinem Blog-Adventskalender 2024. In diesem Artikel gibt es einen kleinen Einblick in die Geschichte und Symbolik des Barbarazweigs und auch Tipps, wie du dir an diesem Tag einen Zweig nach Hause holen kannst.
Die Legende der heiligen Barbara
Jeder Brauch hat seine Wurzeln in alten, überlieferten Geschichten, und die Tradition des Zweigeschneidens am 4. Dezember reicht tatsächlich tief in die Vergangenheit zurück.
Die heilige Barbara, Barbara von Nikomedien, lebte der Legende nach im 3. Jahrhundert und starb als Märtyrerin, weil sie an ihrem christlichen Glauben festhielt.
Der überlieferten Legende nach blieb Barbara von Nikomedien auf dem Weg ins Gefängnis an einem Kirschzweig hängen. Sie brach ihn ab, nahm ihn mit in ihren Kerker und stellte ihn ins Wasser. Während ihrer Gefangenschaft soll dieser trockene Kirschbaumzweig am Tag ihrer Hinrichtung zu blühen begonnen haben. Diese Blüten wurden zum Symbol der Hoffnung und des Neubeginns.
Am Barbaratag wird mit dem Schneiden eines Zweigs an diese Geschichte gedacht. Der blühende Barbarazweig steht für Licht, Leben und die Vorfreude auf Weihnachten.
Der Brauch der Barbarazweige hat neben der Legende der heiligen Barbara vermutlich auch vorchristliche Wurzeln, die sich auf heidnische oder naturverbundene Rituale beziehen. Im Volksglauben und alten Überlieferungen gilt das Aufblühen der Barbarazweige z. B. als Zeichen für Glück oder eine Hochzeit im kommenden Jahr.
Ausführliche Informationen zu Barbara von Nikomedien findest du hier.
Bildquelle: wikipedia
Lizenz: Gemeinfrei
Der Brauch der Barbarazweige
Mir ist der Barbarazweig erst sehr spät in meinem Leben, als "mitteljunge" Erwachsene, begegnet. In meiner Familie war der Brauch nicht bekannt, und ich lernte ihn nur durch Zufall in einem Buch mit Weihnachtsgeschichten* kennen, das ich seitdem jedes Jahr aufs Neue gerne lese (siehe Bild). Die Geschichten sind mittlerweile ein wenig nostalgisch, aber genau das macht sie so schön.
Damals habe ich meinen Vater sofort gebeten, am 4. Dezember mit mir im Garten einen schönen Zweig zu finden. Diese Tradition habe ich seitdem mit Unterbrechungen weitergeführt, was einfach oft daran scheiterte, dass ich keinen Zweig bekommen konnte. Dazu braucht es nämlich einen Garten, wo es diese Zweige gibt oder die Erlaubnis, woanders einen Zweig schneiden zu dürfen :-).
Was mir an diesem Brauch besonders gefällt, ist der Hoffnungsgedanke und die Freude, wenn der Zweig wirklich blüht. Das ist mir nicht immer geglückt, aber es zählt für mich schon der Versuch und den Zweig an einem schönen Platz stehen zu sehen.
Warum der Barbarazweig ausgerechnet am 4. Dezember geschnitten wird, hat nicht nur mit dem Gedenktag der heiligen Barbara zu tun, sondern auch mit der Natur. Die etwa drei Wochen bis Weihnachten bieten genau die richtige Zeitspanne, damit die Knospen des Barbarazweigs in der warmen Wohnung aufblühen.
Hier noch einige kurze Informationen, bevor auch du dich vielleicht heute im Laufe des Tages auf die Suche nach einem kleinen Zweig machst:
So gelingt der Barbarazweig
Der richtige Ast: Schneide einen Zweig von Obstbäumen oder sonst blühenden Sträuchern wie Forsythien oder Schlehen. Bitte nimm keine Zweige aus der freien Natur, sondern nur von deinen Gartengehölzen. In manchen Regionen gibt es auch in Blumenhandlungen oder Baumärkten am 4. Dezember kleine Zweige zu kaufen.
Ein schräger Schnitt: Achte darauf, den Zweig schräg abzuschneiden, damit er optimal Wasser aufnehmen kann.
Kältereiz fördern: Um die natürliche Winterruhe des Zweigs zu brechen, kannst du ihn für ein paar Stunden ins Gefrierfach legen oder ihn draußen in kaltes Wasser stellen.
Pflege und Geduld: Platziere den Zweig in einer Vase mit frischem Wasser an einem hellen und warmen Ort. Das Wasser regelmäßig wechseln.
Das Warten auf die Blüten des Barbarazweigs ist ein wunderschönes Sinnbild für die Adventszeit.
Es erfordert Geduld, bis sich die Knospen öffnen, doch in der kältesten und dunkelsten Zeit ist Platz für Wunder und Hoffnung und die Freude auf das Kommende.
Gehst jetzt auch du heute am 4. Dezember hinaus und holst dir ein Stück Hoffnung und Vorfreude ins Haus? Ich würde mich freuen, wenn du mir davon in den Kommentaren berichtest.
Fotoalbum der Barbarazweige
Hier in diesem Beitrag unter dem Menüpunkt „Fotoalbum“ ist Platz für ein Foto deines Zweigs, das du mir gerne nach Heiligabend senden kannst. Ob aufgeblüht oder nicht, alleine das Tun ist schon Freude genug, oder?
Ich wünsche dir viel Spaß mit diesem kleinen Impuls. Falls dir dieses Türchen gefallen hat, freue ich mich sehr über einen Austausch mit dir in den Kommentaren.
Dies war ein Blogbeitrag im Rahmen des Blog-Adventskalenders 2024.
24 magische Tage voller inspirierender Geschichten, kreativer Ideen und festlicher Stimmung.
*unbezahlte Werbung, Eigenbesitz, also selbst gekauft und bezahlt :-).
Hallo Susanne,
ja, den Barbarabrauch kenne ich bereits lange Zeit, habe aber in den letzten Jahren keine Zweige abgeschnitten. Doch in diesem Jahr tat ich es in Erinnerung an die Zeit, als bei mir die Forsythie an Weihnachten ihre gelben Blüten zeigte.
Das Buch habe ich übrigens auch im Regal stehen.
Danke für deinen inspirierenden Adventskalender. :-)
Weiterhin vorfreudige und fröhliche Adventsgrüße sendet dir, Ute