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AutorenbildSusanne Heinen

Montagsfunkeln vom 12.08.2024: Thema "Fremdheit"



Das „Montagsfunkeln“ zum Start in die Woche. Heute zum Thema „Fremdheit“ mit einem Gedicht von Paul Ernst (1866 – 1933) und einem Zitat von Jeremias Gotthelf (1797 – 1854).


In diesem Montagsfunkeln geht es um den Begriff der „Fremdheit“, dem Fremdsein. Das Zitat und das Gedicht beschreiben ganz gut die verschiedenen Sichtweisen: Den Blick auf uns selbst und den Blick auf uns fremde Menschen, die unseren Weg kreuzen. Wie gut kennen wir uns eigentlich selbst und möchten wir uns überhaupt so genau kennen? Wer sind wir geworden im Laufe der Jahre, folgen wir noch alten Werten oder sind wir abgekommen vom Weg? Ist es vielleicht Zeit, „alte Zöpfe“ abzuschneiden und einen neuen Abschnitt zu beginnen?


All diese Fragen kann, sollte man sich selbst hin und wieder stellen, vor allem dann, wenn man mit Lebensgeschichten und Schicksalen anderer Menschen konfrontiert wird. Unser Gehirn lebt vom schnellen Abgleich, dem Vergleich und mit jeder Sekunde einer Unterhaltung reflektieren wir blitzschnell unser eigenes Glück oder Leid mit dem Gehörten.


Das Gedicht von Paul Ernst über die Begegnung im Zug kann ich gut auf eigene Erlebnisse ummünzen. Vielleicht kennst du auch diese Momente, wo du im Wartezimmer sitzt, im Zug, im Café oder im Park auf einer Bank. Plötzlich taucht jemand auf, setzt sich neben dich und manchmal entsteht ein Gespräch. Oft plätschert es nur an der Oberfläche, doch manchmal erfährt man innerhalb weniger Minuten eine Essenz von diesem Menschen, eine Tiefe, die sofort Verbindung schafft.


Doch genauso wie im Gedicht beschrieben, erfolgt die Verabschiedung meist abrupt und jeder geht wieder seiner Wege, obwohl ein guter und tiefgehender Austausch entstanden ist. Ich frage mich, was wäre, wenn ich ganz locker, wie es die jüngere Generation tut, einfach über mein Smartphone die Kontaktdaten tauschen würde? Unverkrampft anknüpfen an nette Gespräche und offener sein für neue Bekanntschaften, aus denen vielleicht auch irgendwann Freundschaften werden. Dazu braucht es Mut und Offenheit, auch Zufall und Gelegenheit, doch ich kann mir gut vorstellen, dass dies für viele ein Weg aus der Einsamkeit sein könnte und eine Erweiterung des eigenen kleinen Lebenskosmos.


Ich freue mich über einen Kommentar und deine Gedanken dazu❤️.


 

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Montagsfunkeln „Fremdheit“


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Gedicht von Paul Ernst


Es hält der Zug, ich steige ein.

Es sitzt im Abteil schon ein Mann.

Wir sehn uns Beide prüfend an:

Was für ein Mensch magst du wohl sein?


Gespräch, Erzählung: fremd Geschick;

Es schwillt mein Herz in Mitgefühl.

Da pfeifts; es hält der Zug, und kühl

Erheb ich mich im Augenblick.


Paul Ernst (1866 – 1933)


 

Zitat von Jeremias Gotthelf


Leider bleiben auf der Welt die meisten Herzen sich fremde, sind doch die meisten Menschen sich fremde in den eigenen Herzen.

Jeremias Gotthelf (1797 – 1854)



 

Informationen zu den Autoren


Charles Jaeckle: Büste des Dichters Paul Ernst





Ausführliche Informationen zu Paul Ernst findest du hier.


Bildquelle: wikipedia

Lizenz: Gemeinfrei


 
Jeremias Gotthelf, Bildnis von Johann Friedrich Dietler (um 1844)

  • Jeremias Gotthelf

  • Pseudonym des Schweizer Schriftstellers und Pfarrers Albert Bitzius

  • * 4. Oktober 1797 in Murten

  • 22. Oktober 1854 in Lützelflüh

  • beschreibt in seinen Romanen sehr realistisch das harte bäuerliche Leben im 19. Jahrhundert

  • seine Rahmennovelle Die schwarze Spinne (1842) verarbeitet alte Sagen als Gleichnis von Gut und Böse und gilt als eines der Meisterwerke des deutschen Biedermeier


Ausführliche Informationen zu Jeremias Gotthelf findest du hier.


Bildquelle: wikipedia

Lizenz: Gemeinfrei


 

Nähere Informationen zum Montagsfunkeln findest du hier:









Zur Frage: „Was ist das Montagsfunkeln überhaupt?“ in meinem Blogartikel „Das Montagsfunkeln als kreativer Wochenstart.

Eine Übersicht aller 52 Beiträge vom Jahr 2022 im Blogartikel „Montagsfunkeln 2022: eine Poesie-Sammlung in digitaler Form.

Eine Übersicht aller 52 Beiträge vom Jahr 2023 im Blogartikel „Montagsfunkeln 2023: eine Poesie-Sammlung in digitaler Form.

Eine Übersicht aller Beiträge vom Jahr 2024 im Blogartikel „Montagsfunkeln 2024: eine Poesie-Sammlung in digitaler Form.



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