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Freundschaft zwischen Ferne und Nähe

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Ein Beitrag von Gastautorin Steffi Müller


BIld vom Türchen 2 des Blog-Adventskalenders.

Das ist Türchen 14 vom Blog-Adventskalender 2025. In diesem Gastbeitrag von Steffi Müller geht es um Freundschaft, die Zeit und Entfernung überdauert, und die Nähe im Herzen, die bleibt, egal, wie weit man voneinander entfernt ist.


Ich wünsche dir viel Freude beim Lesen!


Goldene Dekogirlande als Zwischenlinie.


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Freundschaft zwischen Ferne und Nähe

Ein Beitrag von Gastautorin Steffi Müller





Oktober 2000:


Wir stehen alle mit verheulten Augen am Flughafen Köln/Bonn. Alle, das sind mein Mann, ich, unsere beiden jüngsten Töchter auf der einen Seite, unsere noch nicht volljährige älteste Tochter, umringt von zehn, zwölf Freunden, auf der anderen. Wir vier fliegen nach Brasilien, wo wir die nächsten 18 Monate leben werden, die anderen bleiben zurück. Unsere Älteste wird zwar nach dem Abschluss der Handelsschule nachkommen, aber bis dahin sind es noch sieben Monate.


Die bange Frage unserer knapp sechzehnjährigen Zwillinge ist:


„Was wird aus unseren Freunden? Bleiben wir Freunde? Werden sie uns vergessen?“


„Nein, das werden sie nicht. Die guten Freunde aus der Jugendzeit sind etwas ganz Besonderes. Die bleiben oder kommen wieder.“


Woher ich das wusste? Ich hatte es selbst erfahren.


Nach unserer Hochzeit zog ich von Österreich in die Nähe von Köln, wo wir bis heute mit Unterbrechungen in England, Brasilien und Russland leben. Damals, verliebt und glücklich, verschwendete ich keinen Gedanken an die Freunde aus meiner Kindheit und meiner Jugend. Ich hatte ja meinen Mann und bald auch drei Kinder.


Meinen Freunden ging es ähnlich. Sie studierten, heirateten, bekamen Kinder, fassten Fuß in ihrem Beruf, machten Karriere – zum Briefeschreiben oder Telefonieren blieb nicht viel Zeit. Wenn wir meine Eltern besuchten, traf ich mich zwar manchmal mit der einen oder anderen Freundin, aber das war eher oberflächlich.


Die Kinder wurden älter, unser Leben ruhiger, und dann kam E-Mail. Und plötzlich waren wir wieder in Kontakt:


Zuerst tauchten meine beiden besten Freundinnen, Bigi und Barbara, aus dem Gymnasium auf. Wie viele Freistunden hatten wir auf dem Bett der einen gesessen, über Gott und die Welt philosophiert, buchstäblich? Uns gefragt, woher wir kommen, wohin wir gehen? Bigi war ein wissenschaftlicher und lehrender Weg in die Wiege gelegt, Barbara wusste schon damals, dass sie Pfarrerin wird. Wer hätte damals gedacht, dass sie einmal Bigis und meine Mutter beerdigen wird? Ich flatterte wohl schon damals in Gedanken in der Welt herum. Die beiden besuchten mich in Brasilien, später auch in Russland.


Gemeinsam durch die Wüste in Marokko
Gemeinsam durch die Wüste in Marokko


Die Verbindung war wieder stark. Zu unserem 50. Geburtstag waren wir gemeinsam in Jordanien, zum 60. in Marokko und zum 65. auf Gartenreise in Italien.


Die Einschläge kommen näher, wir können nicht mehr so viel Zeit zwischen unseren Reisen lassen!








Mit den Freundinnen im Giardino dei Tarocchi.
Mit den Freundinnen im Giardino dei Tarocchi.

Gleich gibt es Nahrung für Körper und Geist.
Gleich gibt es Nahrung für Körper und Geist.

Es ergab sich, dass wir uns jedes Mal, wenn ich „zu Hause“ in Österreich war, ein Treffen mit ihnen und unserer alten Clique arrangierten, einer zusammengewürfelten Gruppe aus Klassenkameraden, Maria aus der Klasse unter uns und Ingrid. Sie ist die Frau eines Klassenkameraden, früher nicht dabei, doch heute ist es uns allen, als wäre sie mit uns in die Schule gegangen.


Dabei erstaunt es mich immer wieder, wie schnell wir zueinander, vielleicht in unsere alten Rollen, aber auch in eine Vertrautheit finden, die sich in späteren Freundschaften über einen viel längeren Zeitraum aufbaute und auch nie so stark wurde.




Wenn wir zusammen sind, brauchen wir etwa 10 Minuten zum allgemeinen Update, dann sind wir ganz schnell bei tiefen Gesprächen: Quantenphysik, Flüchtlinge, Hunger in der Welt, Dunkelflaute, die Traumata unserer Eltern, alternative Heilmethoden, wissenschaftliche Studien… Wie ich diese Gespräche vermisse!


Meine erste Freundin, quasi vom Tag meiner Geburt an, und ich verloren einander mit dem zu frühen Tod ihres Vaters ein wenig aus den Augen. Er war der beste Freund meines Vaters gewesen, so hatten wir uns bis dahin jedes Wochenende gesehen. Trotzdem konnten wir etwa 20 Jahre lang kaum etwas miteinander anfangen, unsere Leben waren zu verschieden. Doch dann, ich weiß nicht wann und warum, fanden wir einander wieder. Dorothea besuchte uns oft in Petersburg und auf dem Schiff, mit keiner anderen Freundin funktioniert die gegenseitige Rücksicht auf die jeweiligen Bedürfnisse so wortlos und selbstverständlich.


Regina würde am liebsten den roten Filzstift hervorholen und diesen Text korrigieren, falls sie ihn liest. Wir haben uns nämlich während unseres Studiums zur Volksschullehrerin kennengelernt. Wir beide haben einander nie aus den Augen verloren, ich die Beistrichregeln und den korrekten Gebrauch der Zeiten allerdings schon!


Seit vielleicht 10 Jahren treffe ich mich auch immer wieder mit Monika, meiner Freundin aus Kindergarten und Volksschule. 25 oder 30 Jahre hatten wir nichts miteinander zu tun, und doch herrscht zwischen uns große Übereinstimmung.


Viel ist von unseren Marterpfahl-Bäumen nicht mehr übrig.
Viel ist von unseren Marterpfahl-Bäumen nicht mehr übrig.

Zugegeben, ich habe auch Freundinnen verloren. Die Dritte im Bunde aus meiner frühen Kindheit, Michi, wir waren Winnetou-Fans und banden uns gegenseitig an Bäume.


Mehr hatten wir leider nicht gemeinsam, echte Männer kamen, Winnetou und unsere Freundschaft ging.




Eine andere, die ich mit 15 Jahren in England kennenlernte. Irgendwann verlor ich ihre Telefonnummer und trotz Internet kann ich sie nicht wiederfinden. Vera, wo bist du?


Meine Freunde auf der ganzen Welt finden Nivea*-Dosen für meine Sammlung.
Meine Freunde auf der ganzen Welt finden Nivea*-Dosen für meine Sammlung.

Im Laufe unseres Nomadenlebens kamen weitere Freunde und Freundinnen dazu. Sie sind heute über die ganze Welt verteilt, in Brasilien, Russland, Australien, Italien, manche enger, manche nur lose.


Mit ihnen ist es, wie mit meiner Freundin aus Amerika, die so heißt wie unsere jüngste Tochter, einfach, weil uns der Name so gefiel. Auch sie kenne ich seit meinen Teenagertagen.


Manchmal hören wir monatelang nichts voneinander, dann chatten wir tagelang fast rund um die Uhr.





Vielleicht ist das die Essenz von Freundschaft: die Gewissheit des Seins des Anderen, auch in seiner Abwesenheit, Nähe in der Ferne eben.


18 Monate nach unserem Abflug nach Brasilien stand die Freundesschar mit einem Kasten Kölsch am Flughafen und hieß uns willkommen. Ja, einige aus der Gruppe sind verschwunden, vielleicht kommt die eine oder andere wieder. Doch der Kern ist jedenfalls immer noch füreinander da! Und dafür liebe ich sie alle!


Alle Namen in diesem Beitrag sind geändert.


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Goldene Dekogirlande als Zwischenlinie.

Ein goldenes Herz.

Ein großes Danke an Steffi Müller für diesen mitreißenden Artikel über echte und wahre Freundschaft, die über Jahrzehnte halten kann, egal, wo man gerade lebt, und auch wenn viel Zeit vergangen ist.

Im Herzen bleibt man verbunden.

Wenn dir dieses Türchen gefallen hat, freuen Steffi und ich uns sehr über einen Austausch in den Kommentaren.


Weitere Informationen über Steffi Müller findest du hier, schau doch mal vorbei.


Bild mit Hirsch vom Blog-Adventskalender 2025.



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