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Nähe: Momente, die tragen und verbinden


Eine Steinstatue mit Moos hält ein goldenes Herz in den Händen.

Heute, am 1. Dezember, startet mit diesem Artikel der Blog-Adventskalender 2025, zu dem ich dich herzlich willkommen heiße. Jeden Tag öffnet sich ein neues Türchen, das dich dazu einlädt, die Adventszeit bewusster zu erleben. Bis zum 24. Dezember erwarten dich täglich kreative Ideen, besinnliche Geschichten, Impulse für kleine Auszeiten und interessante Gastbeiträge.

Eine goldene Girlande.

Der Beginn eines Adventskalenders markiert nicht nur den Start in die Vorweihnachtszeit, sondern eröffnet auch die Gelegenheit, einem Thema nachzuspüren, das mir besonders am Herzen liegt: Nähe.


Nähe zu sich selbst bedeutet, sich wahrzunehmen, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und innere Verbundenheit zu spüren. Nähe im Umgang mit anderen zeigt sich in Achtsamkeit, Aufmerksamkeit und Herzlichkeit. Sie kann gesucht, gefunden, zugelassen und manchmal auch abgelehnt werden.


Diesen Themenkomplex möchte ich in den nächsten 24 Tagen schreibend und gestalterisch erkunden. Dabei geht es selbstverständlich auch um Nähe in Bezug auf weihnachtliche Geschichten, Traditionen und Rituale.


Gerade in der Adventszeit wird Nähe besonders spürbar, oft wohltuend, manchmal aber auch herausfordernd. Über Jahre gewachsene Erwartungen treffen auf persönliche Wünsche und Grenzen. Deshalb lohnt es sich, einen Schritt zurückzutreten und die Nähe genauer zu betrachten.


Nähe verbindet uns auf mehreren Ebenen: Sie beginnt bei uns selbst, in der Wahrnehmung unseres Atems, unserer Gedanken und Gefühle. Sie entfaltet sich in Begegnungen, im Gespräch, Blickkontakt oder kleinen Gesten. Und sie kann uns überraschen, wenn wir lernen, unsere Grenzen bewusster wahrzunehmen.


In diesem Blogartikel geht es also um uns, um unsere innere Nähe und, in weiten Kreisen, um die Verbindungen, die uns umgeben.


Ein goldenes Herz.

Ein Bild mit einem Modernen Engel in Grau und Gold.

Das ist das Türchen 1 von meinem Blog-Adventskalender 2025. In diesem Artikel geht es um das Thema Nähe und wie sie im Alltag, in Beziehungen und in gemeinsamen Momenten spürbar wird.


Damit du schnell zu den Punkten springen kannst, die dich besonders interessieren, findest du hier das Inhaltsverzeichnis:




Nähe zu sich selbst – ein innerer Halt


Bevor wir anderen wirklich nahe sein können, liegt die erste Nähe in uns, zu uns selbst. Wer sich wahrnimmt, sich achtet und in der eigenen inneren Haltung zu Hause ist, legt den Grundstein für jede Form von Beziehung – zu anderen Menschen, zu seiner Umwelt und zu seiner eigenen Kreativität und seinem Potenzial.


Innere Nähe ist wie ein ruhiger Kern, von dem aus sich unsere Lebenswelt entfaltet. Sie zentriert uns, öffnet uns für andere und trägt uns, auch wenn unser Umfeld hektisch oder unruhig ist. Ohne diese Verbindung verlieren wir leicht unseren Rhythmus und werden vom Strom der anderen mitgerissen.


Ein Herz, das sich selbst umarmt.
„In mir ruhen“, © Susanne Heinen

Auch die Philosophie greift diesen Gedanken auf: Der Philosoph Martin Buber (1878–1965) beschreibt den Menschen als ein dialogisches Wesen: Begegnung wird erst dann lebendig, wenn das „Ich“ beziehungsfähig ist.


Aristoteles (384 v. Chr.–322 v. Chr.) wiederum sieht in der Pflege der eigenen seelischen Mitte die Voraussetzung für Empathie und verantwortliches Handeln.




Beide Perspektiven weisen in dieselbe Richtung: Wer sich selbst nicht verliert, kann anderen offen begegnen und im Alltag echte Nähe erfahren.


Nah ist nur Inneres, alles andere fern. Das Äußerliche kennt keine Nähe.

Rainer Maria Rilke (1875–1926)


Innere Nähe entsteht im bewussten Wahrnehmen der eigenen Bedürfnisse und Grenzen. Sie ist ein tragender Ruhepol, der uns auch dann stabil hält, wenn das Leben um uns herum unruhig ist.



Nähe in Beziehungen


Nähe entsteht dort, wo wir uns zeigen, wie wir sind. Sie wächst selten durch große Gesten, sondern im alltäglichen Austausch: ein offener Blick, ein Lächeln, ein Nicken, ein ernst gemeintes Wort oder ein Moment echten Zuhörens. All diese kleinen Berührungspunkte wirken oft stärker, als wir glauben.


Ein Herz, das die Arme ausbreitet.
„Mit offenen Armen“, © Susanne Heinen

Doch Nähe macht auch verletzlich. Wer sich öffnet, schenkt Vertrauen und zeigt Gefühle. So entsteht ein Raum für Wärme und Verbundenheit, aber auch für Irritation und Verletzung. Besonders in der Vorweihnachtszeit können Erwartungen und unterschiedliche Bedürfnisse Nähe erschweren.


Nähe ist nie selbstverständlich. Sie bewegt sich zwischen Vertrauen und Vorsicht, Offenheit und Rückzug. Ein Missverständnis oder ein hektischer Tag kann sie ins Wanken bringen, gerade dort, wo uns ein Mensch wichtig ist. Hilfreich ist es, aufmerksam zu bleiben, bei sich selbst und bei anderen. Grenzen spüren, Bedürfnisse benennen, zuhören, ohne zu urteilen.


Nähe entfaltet sich am stärksten, wenn sie nicht erzwungen wird, sondern behutsam wachsen darf. Manchmal bedeutet das Stillhalten, manchmal einen Schritt zurück, manchmal Geduld und manchmal die Akzeptanz, dass Nähe gerade nicht möglich ist.


Und dennoch: Echte Nähe findet Wege. Sie lebt vom Gleichgewicht zwischen Zugewandtheit und dem Respekt vor den Grenzen des anderen. So bleibt sie beweglich, ehrlich und lebendig. Beziehungsnähe wächst in kleinen Gesten, in Geduld, in dem Mut, Missverständnisse zu klären. Sie ist kein Zustand, sondern ein fortlaufendes Gestalten.


Schön finde ich in diesem Zusammenhang auch dieses Zitat:


Zur richtigen Nähe gehört die feine Ferne.

Luise Rug (1868–1929)



Nähe in Kunst, Kultur und Gemeinschaft


Nähe zeigt sich nicht nur in privaten Begegnungen, sondern auch in Momenten, die wir gemeinsam erleben, zum Beispiel in der Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur. Farben, Formen, Klänge und Materialien berühren uns auf besondere Weise, denn sie öffnen Räume für Resonanz, schenken das Gefühl von Verbundenheit und lassen uns die Welt intensiver wahrnehmen.


Auch Begegnungen im „öffentlichen Raum“ können Nähe entstehen lassen. Gerade in der Vorweihnachtszeit bieten Weihnachtskonzerte, gemeinsames Singen oder Kochkurse Gelegenheit, mit neuen Menschen zusammenzukommen, gemeinsam zu lauschen, zu lachen und Verbundenheit zu spüren, oft ohne viele Worte.


Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass diese Form von Gemeinschaft in der Weihnachtszeit tief verankert ist.


Alte Lithografie von einem Christmarkt.
Christkindlesmarkt im 19. Jahrhundert, Lithografie, Bildquelle: wikipediaLizenz: gemeinfrei

Schon im 19. Jahrhundert entstanden Traditionen wie der Dresdner Striezelmarkt oder der Nürnberger Christkindlesmarkt.


Sie sollten Menschen in der kalten Jahreszeit zusammenbringen. Nähe entstand hier ganz natürlich, durch das Beisammensein und die kleinen Momente des Miteinanders.





Gemeinsame Erlebnisse schaffen Wärme, selbst zwischen Menschen, die einander nicht kennen. Kunst und Kultur wirken wie Resonanzräume, in denen Nähe mühelos entstehen kann.


Ein filigranes Kreisornament.
„Gemeinsam im Kreis“, © Susanne Heinen


Wenn Nähe verloren geht – Wege zurück zur Verbundenheit


Wer Nähe wahrnimmt, spürt die Verbindung zu sich selbst, zu anderen und zu den Momenten, die uns tragen. In der Adventszeit, wenn die Tage kürzer und die Abende schneller dunkel werden, wird diese Verbundenheit oft besonders deutlich oder besonders schmerzlich vermisst.


Vieles von dieser natürlichen Form des Annäherns ist in der Corona-Zeit verloren gegangen. Rückzug, abgebrochene Kontakte, Unsicherheit im Miteinander und das Fehlen stabiler sozialer Netzwerke haben Spuren hinterlassen, und viele fragen sich heute, was sich eigentlich verändert hat.


Wenn dir Nähe und Gemeinschaft fehlen, bietet die Adventszeit die Chance, deine Fühler wieder auszustrecken. Vielleicht schreibst du Weihnachtskarten, rufst an oder nimmst an adventlichen Kursen, Konzerten oder Back- und Kochaktionen teil. Es geht nicht um die Quantität der Kontakte, sondern darum, kleine Gelegenheiten für echte Verbundenheit zu schaffen.

Ein Herz mit offenen Armen aus dem eine Pflanze wächst.
„Nähe darf wachsen“, © Susanne Heinen

Für Nähe muss man sich in Offenheit auf den Weg machen. Wie eine zarte Pflanze braucht sie Zeit, Aufmerksamkeit und Geduld, um zu gedeihen, und sie kann dann sowohl das eigene Herz als auch das der anderen berühren.



Literaturtipps zum Thema „Nähe“


Falls du dich mehr mit dem Thema befassen möchtest, hier eine kleine Auswahl der Bücher, die ich dazu gelesen habe:


  • „Ich und Du“ – Martin Buber*

    • Klassiker der dialogischen Philosophie über echte Begegnung und zwischenmenschliche Nähe.


  • „Die Kunst des Liebens“ – Erich Fromm*

    • Betrachtet Liebe und Nähe als aktive Fähigkeit und soziale Haltung.


  • „Nähe: Wie wir lieben und begehren“ – Giovanni Frazzetto*

    • Wissenschaftlich und zugleich erzählerisch: neurobiologische, psychologische und soziale Perspektiven auf Nähe.


  • „Der intime Widerstand – Eine Philosophie der Nähe“ – Josep Maria Esquirol*

    • Zeitgenössische philosophische Reflexion: Nähe als Haltung und Widerstand gegen Entfremdung.


  • „Mit sich selbst befreundet sein“ – Wilhelm Schmid*

    • Philosophisch-praktische Betrachtung von Selbstfreundschaft als Grundlage für Nähe zu anderen.


*unbezahlte Werbung, Eigenbesitz, also selbst gekauft und bezahlt :-).


Eine goldene Girlande.

Hat dir dieses Türchen gefallen? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar und darauf, dich morgen bei Türchen 2 wiederzusehen.


Ein weihnachtliches Bild mit Hirsch im Wald.
Blogadventskalender 2025, © Susanne Heinen


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2 Kommentare


Gast
vor 8 Stunden

Genau mein Thema zurzeit: wieder Nähe neu erarbeiten zu einem Menschen der mir wichtig und der im Moment in tiefer Trauer ist

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Andrea
vor 11 Stunden

Liebe Susanne, was für ein wunderbarer Start in die Adventszeit, in der viele Menschen vielleicht doch im gemeinsamen vorweihnachtlichen Gefühl etwas mehr Nähe zulassen und ihr Herz öffnen 💖.

Ich wünsche dir viele interessierte LeserInnen deines Artikels und eine schöne Adventszeit, Andrea 💙

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