Über viele Jahre hatte ich kein Wort des Jahres oder ein Jahresmotto mehr. Das letzte Mal, dass ich an Silvester nach Mitternacht mein Wort des Jahres freudig auf der Straße bei einer Wunderkerze herausgerufen habe, war im Jahr 2008. In diesem Jahr bin ich dann im September Mama geworden, mein Wort war damals "Veränderung":-).
In den folgenden Jahren war ich so mit der Veränderung beschäftigt, das Leben hat so viel Fahrt aufgenommen, dass mir dieser bewusste Moment des Innehaltens am Jahresende irgendwie abhanden gekommen ist. Ende 2021 bin ich gleich an zwei Stellen an dieses Thema "Wort des Jahres" erinnert worden und so kam es, dass mir auch mein Motto eines Morgens beim Aufwachen einfach zugeflogen ist. Wie das genau kam, dazu muss ich ein wenig ausholen:-)...
Das liest du in diesem Artikel:
2021: mein Jahr der Sprache und der Wörter
Seitdem ich im Juli 2021 ins Blogabenteuer mit der Content Society gestartet bin, sind die Worte zu mir zurückgekommen. Ich meine dabei die geschriebenen Worte, längere Texte, nicht mal schnell eine WhatsApp oder SMS verfassen. Einem Gedanken nachgehen, sich mit einem Thema befassen und das dann auch zu formulieren, niederzuschreiben, ist etwas völlig anderes, als nur für sich zu denken oder sich im kleinen Kreis auszutauschen.
In meinen jungen Erwachsenenjahren habe ich viel geschrieben, unzählige Gedichte, manchmal eine Kurzgeschichte. Irgendwann hat dann meine andere kreative Seite übernommen und das Schreiben trat in den Hintergrund. Das Gestalten und Entwerfen, Farbe, Stoffe, das alles hat über viele Jahre mein kreatives Arbeiten bestimmt. Das Schreiben habe ich dabei irgendwie völlig "vergessen" und es sind fast 20 Jahre vergangen, bis sich das schlagartig verändert hat.
Schon im Laufe meines Zweitstudiums ab 2019 habe ich gemerkt, wie wichtig die Sprache und Worte neben dem gestalterischen Prozess für Klienten sind, um sich zu reflektieren und auch zu fokussieren. Dieses Verschriftlichen von Gedanken ist seitdem auch etwas, was ich in meinem Leben und in der Reflexion (nein, das heißt nicht Reflektion:-), siehe hier) meiner eigenen Themen nutze.
Zum Bild gehört bei der Arbeit mit kunsttherapeutischen Methoden in jedem Fall neben dem gesprochenen, auch das geschriebene Wort. Die Auseinandersetzung mit einem Thema durch eine Quintessenz, ein Fazit, ein Schlagwort auf den Punkt zu bringen, hat einen ungeheuer großen Effekt auf die Klarheit im Ausdruck. Du hast dann eben nicht nur schwammig vor dich hinüberlegt, sondern den Kern erkannt, es ausgesprochen und aufgeschrieben.
Rückblickend war es eine echte Fügung für mich, welcher Stein 2021 durch meine Teilnahme an den Kursen bei Judith Peters @sympatexter "Boomboomblog", "The Blog Bang" und schließlich "The Content Society" ins Rollen gekommen ist. Genau zum richtigen Zeitpunkt wurde mir vom Leben eine Richtung aufgezeigt, die ich auch als solche erkannt habe. Zum Glück, denn manchmal hat man ja auch Scheuklappen auf:-).
In Resonanz gehen mit dem Lebensfluss
In meiner Arbeit im artCounseling geht es um Resonanz. Um das in Resonanz gehen mit dem, was einem das Leben oftmals direkt vor die Füße wirft oder auch den kleinen Randerscheinungen, die man oft fast übersieht. Dazu muss man jedoch seine Antennen auf Empfang haben und bereit sein, sich an kleinen Zufälligkeiten oder merkwürdigen Synchronizitäten zu freuen.
So kam es also, dass mir an einem Seminarwochenende an der Akademie Ende November der dicke blaue Bär mit dem Wörterglitzern begegnete.
In einer Übung ging es darum, wie Bilderbücher einen Einstieg ins kunsttherapeutische Arbeiten mit Klienten erleichtern können. Eine Studienkollegin hat dazu Teile ihrer wunderbaren Büchersammlung mitgebracht und diese Übung vorbereitet. (Danke an Mona J. für diese tolle Inspiration.)
An drei Tischen voll mit den schönsten Bilderbüchern konnte man sich ein Buch auswählen, das einen spontan angesprochen hat. Ein riesiger Schatz an Bilderbüchern für alle Altersstufen lag vor mir und da ich diese Bücher auch selbst sammle, ging mir da richtig mein Herz auf.
Kinderbücher, speziell diese Bilderbücher mit schönen Bildern und wenig Text, bergen oft tiefe Weisheiten. Die Autoren von diesen liebevoll gestalteten Büchern machen sich viele Gedanken darüber, Botschaften in einfachen Worten kindgerecht aufzubereiten. Die aufwendigen Illustrationen ergänzen noch visuell den Text und ich würde mir wünschen, dass auch in meinen "Erwachsenenbüchern" so schöne Bilder wären.
Das, was für die Kleinen wichtig ist, ist für die Großen manchmal ein Zugang zu eigenen inneren Bildern. Die Botschaften sind oft nur aus wenigen Wörtern gebildet, die manchmal aber mehr Sinn haben als ein ganzer Roman. Leider lesen die meisten Erwachsenen keine Bilderbücher mehr:-).
Aus all den Büchern hat mich spontan das Cover des Buches "Der Bär und das Wörterglitzern" von Agnès de Lestrade (Text) und Valeria Docampo (Illustrationen) angesprochen. Die Farben, der Bär, der Text auf der Rückseite. Ganz ohne einen Blick in das Buch habe ich es gewählt. Einfach die Resonanz spüren.
Wenn dich das Buch interessiert, gibt es hier auch noch einen Trailer vom Verlag mixtvision.
Vom Wörtersturm zum Wörterfunkeln
Die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Impuls führte über eine wild gespachtelte Mixed Media-Gestaltung zu einem "Wörtersturm" bis zu meinem Wort "Wörterfunkeln".
Man startet immer auf einem leeren Blatt. Wenn man sich auf den Prozess einlässt, entstehen Dinge, die nicht planbar sind und Gedanken, Empfindungen fließen mit der Farbe aufs Blatt.
Was noch wichtig ist: Es ist eine schnelle Art der Gestaltung. Man sitzt nicht stundenlang grübelnd vor seinem Blatt. Vom Buch auswählen bis zum Abschluss waren ca. eine Stunde Zeit.
Ein kleiner Einblick in die Entstehung:
Den ganzen Dezember über hat mich dieses Bild unbewusst beschäftigt und das Wort "Wörterfunkeln" hat sich mir richtig aufgedrängt. Mein Weg zu meinem Wort des Jahres war also nicht der, mir ein Wort zu suchen oder darüber nachzudenken, was wohl dieses eine Wort sein könnte.
Mein Wort entstand aus der Resonanz, der Intuition, dem Einlassen auf den Fluss des künstlerischen Prozesses. Funkelnde Wörter, Wörterfunkeln, das ist genau das, was ich mir in mein Leben zurückgeholt habe. Eine Rückbesinnung auf eine Sache, die mir immer viel Spaß gemacht hat: das Schreiben. Diesen Spaß und dieses Funkeln möchte ich mit ins Jahr 2022 nehmen.
Meine Ziele für 2022 für die mein Wörterfunkeln steht
Wenn ich nun am Silvesterabend 2022 zurückblicke auf mein Jahr, dann möchte ich ganz viel an Wörterfunkeln geschaffen haben. Mein Wort ist ein Ansporn oder eine Aufgabe, der ich mich stellen möchte für das neue Jahr. Denn eigentlich hat alles, was im Jahr 2022 ansteht, hat mit Schreiben, Worten, Schrift zu tun:
Das möchte ich gerne umgesetzt haben:
52 Blogartikel mithilfe der tollen Community in der Content Society
ein Angebot für meine Workshops und Onlinekurse
fertige Startseite
Landingpage
eine bilderreiche Elfchen- und Haiku-Sammlung erdichten, einfach so zum Spaß
Wörterfunkeln als Kreativkurs, wo sich Sprache mit Kunst verbindet
Graduierungsarbeit geplant und begonnen
unleserliche Handschrift wieder "brieftauglich" gemacht, mehr mit der Hand schreiben, Handlettering
Wünsche wünschen, Träume träumen
Die Beschäftigung mit meinem Wort des Jahres hat mich nicht mehr losgelassen. Im Inneren hat es vor sich hingearbeitet und in der Zeit zwischen den Jahren ist mir mein Jahresmotto dann an einem Morgen glasklar in den Sinn gekommen: Wünsche wünschen, Träume träumen. Doch dazu mehr in einem weiteren Artikel.
Die bewusste Formulierung eines Wortes oder Mottos für das neue Jahr erzeugt eine Dynamik im Denken, eine Bestärkung im Tun. Ich freue mich, dass mein Wort des Jahres mich auf diese Weise gefunden hat und gehe jetzt mit offenem Auge durch mein Jahr. Wer weiß, wo vielleicht wieder so etwas wie ein blauer Bär auf mich wartet, um zu sagen "Nimm mich mit":-).
Hast du ein Wort des Jahres oder ein Motto? Ich würde mich freuen, wenn du es in den Kommentaren mit mir teilst.
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