Montagsfunkeln vom 12.05.2025: Thema „Mut zur Nähe“
- Susanne Heinen
- vor 1 Tag
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 8 Stunden

Das „Montagsfunkeln“ zum Start in die Woche. Heute zum Thema „Mut zur Nähe“ mit einem Zitat von Max Reinhardt (1873 – 1943) und dem Gedicht „Nachthimmel und Sternenfall“ von Rainer Maria Rilke (1875 – 1926).
„Sternenweit“ und „herzensnah“
Manche Entfernungen lassen sich in Kilometern messen, andere wiederum nicht. Wir fliegen über Ozeane, springen durch Zeitzonen, sind erreichbar auf Knopfdruck und doch bleiben uns Herz und Wesen des anderen oft verborgen. Vielleicht, weil die kürzeste Strecke manchmal die schwierigste ist: die zu uns selbst. Oder zu einem Gegenüber, dem wir wirklich begegnen wollen.

Das Zitat von Max Reinhardt trifft in seiner stillen Schärfe einen Nerv. Technischer Fortschritt und äußere Bewegung nützen leider nichts, wenn das Innere unberührt bleibt.
Denn die wahren Distanzen verlaufen nicht zwischen Kontinenten, sondern zwischen Herzen. Und Nähe entsteht nicht durch Nähe allein, sondern durch Aufmerksamkeit. Durch Wahrhaftigkeit. Durch Mut.
Hier schließt sich der Bogen zum Zitat:
Mut ist nicht bloß Wagnis, er ist auch eine Geste der Zuwendung.
Wer sich traut, wirklich zu fühlen, zu sprechen, zuzuhören, der überwindet diese sogenannte „Sternenweite“ Stück für Stück. Und manchmal genügt ein einziger Schritt in die richtige Richtung, um mehr Nähe zu schaffen als tausend Kilometer Flug.
Diese Gedanken führen weiter zu einem anderen Text, der den eigenen inneren Abstand in sehr poetischer Sprache aufgreift: Rainer Maria Rilkes Gedicht „Nachthimmel und Sternenfall“.

Auch hier geht es um das Spannungsverhältnis zwischen Weite und Nähe, zwischen dem Außen und dem Inneren.
Rilke beschreibt den Himmel als übergroßen Raum, als ein Bild für die Welt, in der wir leben. Doch trotz dieser Weite stellt sich ein Gefühl der Entfernung ein. Der Mensch steht zwischen Möglichkeit und Begrenzung, zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Der fallende Stern wird zum Auslöser für eine innere Bewegung: Fragen tauchen auf, über Schuld, Vergebung, Anfang und Ende.
Es ist nicht allein der äußere Raum, der zählt, sondern das, was in uns geschieht. Die eigentlichen Distanzen sind innerer Natur und es braucht bewusste Schritte, um sie zu überbrücken.
Nähe verlangt etwas von uns. Sie verlangt, dass wir uns zeigen. Dass wir wagen, nicht zu wissen, was zurückkommt. Dass wir mit einem Schritt ins Ungewisse beginnen, manchmal gegen unsere eigenen Zweifel, manchmal trotz vergangener Verletzungen.
Und manchmal auch am Anfang von etwas, das wir lange vermisst haben:
Verbundenheit. Vertrauen. Glück.

Mut zeigt sich auch im Kleinen: im ehrlichen Wort, im ersten Schritt, im Aushalten eines Moments der Nähe und vielleicht auch der Konfrontation.
Vielleicht beginnt jeder Mut und jedes Glück dort, wo wir uns trauen, echt zu sein.
Ich freue mich über einen Kommentar und deine Gedanken zu diesem Montagsfunkeln❤️.
In den kommenden Wochen wird das Thema Mut sowohl im Montagsfunkeln als auch in weiterführenden Blogartikeln eine Rolle spielen.
Passend dazu habe ich am 11. Mai 2025 eine Blogparade ins Leben gerufen, zu der ich dich herzlich einlade.
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Weitere Informationen zum Thema „Mut zur Veränderung“ findest du in meinem Blogartikel: Mut, mutig umgesetzt!
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Montagsfunkeln „Mut zur Nähe“
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Gedicht von Rainer Maria Rilke
Nachthimmel und Sternenfall
Der Himmel, groß, voll herrlicher Verhaltung,
ein Vorrat Raum, ein Übermaß von Welt.
Und wir, zu ferne für die Angestaltung,
zu nahe für die Abkehr hingestellt.
Da fällt ein Stern! Und unser Wunsch an ihn,
bestürzten Aufblicks, dringend angeschlossen:
Was ist begonnen, und was ist verflossen?
Was ist verschuldet? Und was ist verziehn?
Rainer Maria Rilke (1875 – 1926)
Zitat von Max Reinhardt
Wir fliegen heute über den Ozean, aber zu uns selbst und unseren Nächsten ist es sternenweit.
Max Reinhardt (1873 – 1943)
Informationen zu den Autoren

Max Reinhardt
* 9. September 1873 in Baden
† 31. Oktober 1943 in New York
seinen jüdischen Geburtsnamen „Goldmann“ änderte er aus künstlerischen Gründen, aber auch als Reaktion auf die gesellschaftlichen und politischen Umstände seiner Zeit
österreichischer Theater- und Filmregisseur, Intendant, Theaterproduzent und Theatergründer
gilt als einer der bedeutendsten Theatermacher und Regie-Erneuerer des 20. Jahrhunderts
entwickelte neue Formen der Bühnentechnik, darunter den Einsatz der Drehbühne
bekannt für aufwendige Inszenierungen mit eindrucksvollen Massenszenen
1910 Heirat mit Schauspielerin Else Heims; zwei Söhne, 1935 Scheidung nach langem Verfahren
Leiter des Deutschen Theaters (1905 bis 1920) und des „Großen Schauspielhauses“ in Berlin (1919 bis 1920)
Mitbegründer der Salzburger Festspiele (1920, gemeinsam mit Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss)
Gründer des Max Reinhardt Seminars (1928), einer Schauspielschule in Wien
berühmte Inszenierung: „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen, seit 1920 jährlich wieder aufgeführt
Emigration vor den Nationalsozialisten (1933), ab 1937 in den USA tätig
Juni 1935 Heirat mit Schauspielerin, Regisseurin und Theaterdirektorin Helene Thimig, die mit ihm in die USA ausgewandert ist
in den USA als Regisseur und Theaterpädagoge international geschätzt
hatte prägenden Einfluss auf Regiearbeit, Schauspielkunst und Theaterausbildung
Max Reinhardt starb am 31. Oktober 1943 in New York City an den Folgen eines Schlaganfalls
Ausführliche Informationen zu Max Reinhardt findest du hier.
Bildquelle: wikipedia
Lizenz: Gemeinfrei

Rainer Maria Rilke
* 4. Dezember 1875 in Prag
† 29. Dezember 1926 in Montreux
Studium der Kunst-, Literaturgeschichte und Philosophie in Prag, München und Berlin
bedeutender österreichischer Lyriker und Schriftsteller der literarischen Moderne, schrieb auf Deutsch und Französisch
Rilke verband eine leidenschaftliche Liebesbeziehung zur Schriftstellerin, Psychoanalytikerin und Essayistin Lou Andreas-Salomé (1897–1901), die später in eine enge und lebenslange Freundschaft überging
1901 Heirat mit der Bildhauerin Clara Westhoff (Schülerin von Auguste Rodin, eine der ersten professionellen Bildhauerinnen Deutschlands), gemeinsame Tochter Ruth, Ehe zerbrach bald, wurde aber nie offiziell geschieden
lebte und arbeitete zeitweise in Paris, u. a. als Sekretär für den Bildhauer Auguste Rodin
Hauptwerke:
Dinggedicht „Der Panther“ (1903)
„Das Stunden-Buch“ (1905)
„Neue Gedichte“ (1907)
„Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ (1910, einziger Roman)
„Die Duineser Elegien“ (1923)
„Sonette an Orpheus“ (1923)
„Briefe an einen jungen Dichter“ (1929, posthum erschienen)
prägte die impressionistische Lyrik und den Symbolismus
Übersetzer französischer Lyrik und bedeutender Briefwechsel mit Zeitgenossen
starb am 29. Dezember 1926 im Sanatorium Valmont bei Montreux, Schweiz, an Leukämie
Ausführliche Informationen zu Rainer Maria Rilke findest du hier.
Bildquelle: wikipedia
Lizenz: Gemeinfrei
Nähere Informationen zum Montagsfunkeln findest du hier:
Zur Frage: „Was ist das Montagsfunkeln überhaupt?“, in meinem Blogartikel „Das Montagsfunkeln als kreativer Wochenstart“. | Eine Übersicht der Beiträge vom Jahr 2022 im Blogartikel „Montagsfunkeln 2022: eine Poesie-Sammlung in digitaler Form“. | Eine Übersicht der Beiträge vom Jahr 2023 im Blogartikel „Montagsfunkeln 2023: eine Poesie-Sammlung in digitaler Form“. | Eine Übersicht der Beiträge vom Jahr 2024 im Blogartikel „Montagsfunkeln 2024: eine Poesie-Sammlung in digitaler Form“. |

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